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Reiseerkrankungen

Bedenken Sie, dass es v.a. in südlichen Ländern sogenannte Reisekrankheiten gibt gegen die es keinen oder keinen 100%igen Impfschutz gibt. Diese werden nicht von anderen Hunden oder Katzen übertragen sondern sind sogenannte Arthropod borne diseases: das sind von Gliederfüßlern d.h. von Insekten  und Zecken übertragene Erkrankungen.

Die wichtigsten Erkrankungen beim Hund:

  • Leishmaniose (Erreger in Europa: Leishmania infantum)
    Überträger der Leishmaniose sind Sandmücken der Gattung Phlebotomus. Das wichtigste Verbreitungsgebiet liegt in Europa v.a. südlich der Alpen.  Die Leishmaniose ist aber weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten zu Hause. Potentielle Überträger gibt es sogar in Deutschland. Aber zur Übertragung muss der Parasit sich in der Stechmücke weiterentwickeln können, wozu bestimmte Temperaturen über einen gewissen Zeitraum benötigt werden. In warmen Sommern könnte auch bei uns diese Entwicklung stattfinden, dazu müsste sich allerdings die Stechmücke vorher mit Leishmanien infiziert haben.
    Die Infektion ist z.T. Monate bis Jahre asymptomatisch. Die ersten Symptome sind häufig verdickte Lymphknoten, und die sogenannte kutane Leishmaniose (Hautform) bei der anfangs v.a. Alopezie (Haarausfall) und schuppige z.T. ulzerierende (geschwürige) Hautveränderungen an den Ohrrändern, am Nasenspiegel und eine Brillenbildung an den Augen auffallen. Es gibt auch eine sogenannte viszerale Leishmaniose (Organform), bei der viele Organe betroffen sein können: unter anderem Lymphknoten, Milz, Leber, Nieren, Augen und Gelenke. Die kutane Leishmaniose kann alleine oder auch kombiniert mit der viszeralen auftreten. Es gibt aber auch Tiere, bei denen die viszerale Leishmaniose alleine auftritt. Die Leishmaniose ist eine Zoonose, d.h. sie kann auch den Menschen befallen. Eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen ist nicht beschrieben, sie findet auch über die Müscke statt. Der Mensch hat aber eine höhere Immunität gegenüber Leishmanien, so dass bei der in Europa vorkommenden Variante i.d.R. nur immunsupprimierte Menschen daran erkranken. Auf anderen Koninenten sieht es etwas anders aus. In Europa zählt der Hund als Erregerreservoir.
    Die Sandmücken sind nach Einbruch der Abenddämmerung am aktivsten sind. Hunde sollten zu dieser Zeit möglichst im Haus gehalten werden. Fenster und Türen sollten mit engmaschigen Mückennetzen geschützt werden. Die Hunde sollten über die gesamte Reisezeit durch Insektizide mit repellenter Wirkung, die Sand- und Stechmücken nachweislich abwehren, geschützt werden. Ein rechtzeiges Anwenden dieser Präparate ist wichtig. Sogenannte Spot-On-Präparate sollten mindestens 24-48 Stunden, Halsbänder 2 Wochen vor der Einreise in die Endemiegebiete angewendet werden. Seit diesem Jahr gibt es eine Impfung gegen Leishmaniose: sie verhindert die Infektion nicht sicher, kann aber das Risiko deutlich mindern. Sie muss allerdings rechtzeitig angewendet werden: zur Grundimmunisierung muss ein Hund 3 mal im Abstand von 3 Wochen geimpft werden. Danach genügt eine jährliche Auffrischung.
    Neu auf dem Markt ist auch ein Saft, der bei täglicher Gabe, mindestens 5-7 Tage vor Reiseantritt und über die komplette Reise hinaus, die Wahrscheinlichkeit einer Infektion um das ca. 7-fache senkt.
  • Herzwürmer (Erreger: Dirofilaria immitis)
    Herzwürmer werden von Stechmücken (Culex-, Aedes- und Anopheles-Arten) übertragen und sind ebenfalls in zahlreichen südlichen Ländern verbreitet. Beim Mückenstich wir die infektiöse Larve 3 übertragen. Nach einer 70-110 Tage andauernden Körperwanderung und Weiterentwicklung dringen die präadulten Herzwürmer in größere Venen ein und gelangen schließlich in die Pulmonalarterien, wo auch die weitere Entwicklung zum adulten (erwachsenen) Herzwurm stattfindet. Bei einem stärkeren Befall findet man sie auch im rechten Ventrikel des Herzens, daher der Name Herzwurm. Adultwürmer finden sich selten aber auch an anderen Lokalisationen wie Auge, Peritonealhöhle, ZNS und Bronchien. Ca. 6-7 Monate nach der Übertragung ist dann der Nachwuchs die sogenannten Mikrofilarien im peripheren Blut nachweisbar, wo sie dann bei einem Mückestich wieder von Mücke aufgenommen werden.
    Ein schwacher Befall verläuft asymptomatisch. Ansonsten sind die Symptome vielfältig. Sie äußern sich in in Gewichtsverlust, schlechter Kondition, Husten und Ascites (Bauchwassersucht). Bei einem starken Befall kommt es im chronischen Stadium zum sogenannten „Cavasyndrom“. Langanhaltender Kontakt mit der Intima der Pulmonalarterien (Innenwand der Gefäße) führt zur Verdickung der Arterienwand. Die Folge ist eine pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) mit einem Cor pulmonale = Rechtsherzvergrößerung, da der rechte Teil des Herzens gegen den erhöhten Lungenwiderstand anpumpen muss. Auch Thrombosen durch Entzündungen in den Gefäßen und absterbende Parasiten treten auf.  Die Folgen können vielfältig sein: Ascites, Lebervergrößerung mit Hepatopathie, eine spezielle Form der Lungenentzündung (interstitielle Pneumonie), Blutarmut (Anämie), Gerinnungsstörungen bis zur DIC (disseminiert intravasale Coagulopathie), Glomerulonephritiden (eine Entzündung in den Nieren) mit erhöhter Eiweisausscheidung über den Urin (Proteinurie) bis bis hin zum Nierenversagen.
    Die bei der Leishmaniose  genannten Schutzmaßnahmen vor Mücken sind auch hier empfohlen. Zur Vorbeuge gegen Herzürmer sollte zusätzlich eine regelmäßige Entwurmung mit gegen Herzwurmlarven wirksamen Präparaten durchgeführt werden. Achtung: nicht jedes Entwurmungsmittel wirkt gegen diese! Diese Behandlung muss spätestens 30 Tage nach Einreise in die Endemiegebiete durchgeführt werden und bei längeren Aufenthalten in monatlichen Abständen wiederholt werden.
  • Babesiose (Erreger: verschiedende Babesia-Arten mit unterschiedlicher Pathogenität: in Europa v.a. Babesia canis und B. vogeli)
    Die Babesiose wird durch den Stich von bestimmten Zecken übertragen: in Europa sind die wichtigsten Zecken die Auwaldzecke (Dermacentor reticularis) und die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete in Europa waren der Mittelmeerraum, Frankreich, Teile von Ungarn und Österreich. Mittlerweile gibt es durch den Klimawandel und die Reisegewohnheiten auch in Deutschland Gebiete in denen eingeschleppte Auwaldzecken heimisch geworden sind. Die Babesiose ist damit nicht mehr als reine Reiseerkankung anzusehen.
    Es gibt bei der Babesiose einen perakuten oder akuten Verlauf. Dabei treten ca.5-28 Tag nach der Übertragung unspezifische Symptome wie Fieber, Apathie, Appetitlosigkeit auf. Es zur hämolytischen Anämie (die roten Blutkörperchen werden zerstört). Dadurch ist es auch zum Namen „Hundemalaria“ gekommen, obwohl die Babesien mit dem Erreger der Malaria nicht verwandt sind, da der Malariaerreger des Menschen auch Fieber und eine hämolytische Anämier zur Folge hat. Die Folgen sind Ikterus (Gelbsucht) und massive Hämoglobinurie (Ausscheidung von rotem Blutfarbstoff über den Urin). Dies führt nicht selten zu akutem Nierenversagen und zum Tod der Tiere. Bei einer chronische Infektion kommt es z.T. über Monate zu Mattigkeit, Abmagerung, rezidivierenden Fieber und auch zur Anämie.
    Der wichtigste Schutz vor Zecken ist die entsprechende Anwendung von zeckenwirksamen Mitteln und das Absuchen der Hunde auf Zecken nach dem Spaziergang.
  • Ehrlichiose / Anaplasmose (Erreger: Ehrlichia canis / Anaplasma phagocytophilum)
    Die Ehrlichiose wird ebenfalls von durch den Stich der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen und kommt somit in ganz Südeuropa vor. Die Anapalsmose ist keine klassische Reisekrankheit, da sie auch bei uns vorkommt. Die Übertragung erfolgt durch den Holzbock (Ixodes ricicus).
    Bei der Ehrlichiose gibt es verschiedene Phasen. Die akute Phase tritt ca. 1-3 Wochen nach der Infektion statt, sie dauert ca. 2-3 Wochen. Die Symptome sind oft mild und unspezifisch: Fieber, Inappetenz, Schlappheit, Nasen- und Augenausfluss. Darauf folgt die sogenannte subklinische Phase. Diese kann Monate bis Jahre andauern. Auch sind die Symptome oft mild. Es treten aber auch Abmagerung, Blutarmut (Anämie) und Gerinnungsstörungen auf mit Nasenbluten als häufigstem Symptom. In der chronischen Phase kommt es in vielen Fällen zu weiteren spontanen Blutungen in Schleimhäute, auch inneren Blutungen treten auf. Die Ursache ist eine Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen). Bei der Anaplasmose treten auch häufig wechselnde Lahmheiten durch Polyarthritis und Gelenkschwellungen auf. Blutungen in die Hirnhäute (Meningen) können zentralnervöse Symptome verursachen.
    Zur Vorbeuge gilt das gleiche wie für die Babesiose.
  • Hepatozoonose (Erreger in Europa v.a. Hepatozoon canis)
    Die Heptozoonose wird ebenfalls von der die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen. Allerdings nicht beim Stich sondern druch die orale Aufnahme der Zecke durch den Hund. Im akuten Verlauf sind die Tiere häufig apathisch haben Fieber, verdickte Lymphknoten und sind inappetent oder gar anorektisch. Auch Muskelentzündungen (Myositis) treten auf. Gewebsveränderungen bis hin zu Nekrosen können in befallenen Organen wie z.B. Milz und Leber auftreten. Bei der chronischen Verlaufsform treten unter anderem Durchfall, Erbrechen, Anämien (Blutarmut), rezidivierendes Fieber, Lymphknotenschwellungen, Muskelschmerzen, Hyperästhesien (Überempfindlichkeit bei Berührungen) und Knochenhautreaktionen auf.
    Zur Vorbeuge gilt das Gleiche wie für die Babesiose und Ehrlichiose.

Alle diese Erkrankungen können schwerwiegend oder sogar tödlich verlaufen!

  • Andere Filarien
    Dirofilaria Repens, Dipetalonema reconditum, Dipetalonema dracunculoides und Cercopithifilaria grassigelten zählen wie der Herzwurm zu den Flarien. Die Adultwürmer von Dirofilaria Repens verursachen v.a. schmerzlose subkutane Knoten. Auch bei Dipetalonema reconditum treten subkutane Knoten auf, die auch Juckreiz auslösen können, selten gibt es auch Wanderungen ins Auge. Dipetalonema dracunculoides, Cercopithifilaria grassigelten derzeit als apathogen. Je nach Art werden diese von Stechmücken, Flöhen, Lausfliegen und Zecken übertragen.
  • Thelaziose oder Augenwurm (Erreger: Thelazia Callipaeda)
    Der Augenwurm ist eine relativ neue Reisekrankheit. Ursprüglich kam er v.a. in Asien vor. Er wird von der Fruchtfliege Phortiga variegata übertragen. Die Fruchtfliege Phortiga variegata wurde in Europa bisher in Italien, Frankreich und der Schweiz nachgewiesen.
    Augenwürmer parasitieren am Auge unter dem 3. Augenlid und in den Tränenwegen. Die Folgen sind Bindehautentzündungen und vermehrter Tränenfluss. Auch können Tränenwegsverstopfungen und Hornhautentzündung vorkommen. Die Würmer sind z.T. mit bloßem Auge sichtbar.
    Die Prophylaxe besteht nach derzeitigem Kenntnisstand in der regelmäßigen Anwendung einer wirksamen Entwurmung. Die Erkrankung ist nicht schwerwiegend und eine Therapie möglich.
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