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EKG – Elektrokardiogramm

Das EKG (Elektrokardiogramm) leitet die elektrischen Herzströmungen von der Körperoberfläche ab und zeichnet sie auf oder stellt sie auf einem Monitor dar. Das EKG in der Kleintiermedizin ist v.a. ein Rhythmusdiagnostikum und eignet sich zum Erkennen diverser Rhythmusstörungen (unregelmäßig schlagendes Herz): z.B. Rhythmusstörungen bei denen das Herz zeitweise oder ständig zu langsam oder zu schnell schlägt. Sichere Aussagen über Klappen- und Herzmuskelfunktion sind nicht möglich. Das Herz schlägt autonom, d.h. im Gegensatz zu einem Skelettmuskel muss das Herz nicht von einem Nerv aktiviert werden. Das autonome oder vegetative Nervensystem reguliert die Herzfrequenz und hat einen gewissen Einfluss auf die Herzkraft. Der Parasympathikus oder Vagus senkt die Herzfrequenz (Ruhenerv) und der Sympathikus erhöht die Herzfrequenz (Stressnerv). Es gibt Herzmuskelzellen die v.a. der Reizbildung und Reizleitung dienen und solche die Pumpfunktion (Kontraktion) übernehmen. Grundsätzlich aber kann jede Herzmuskelzelle eine Erregung auslösen. Aber die Schnelligkeit der Erregungsbildung ist je nach Herzmuskelzellen unterschiedlich. Die Zellen im sogenannten Sinusknoten haben die höchste Frequenz und geben daher den Takt an, die Herzmuskelzellen der Kammer schlagen am langsamsten. Wenn andere Zellen schneller arbeiten als der Sinusknoten kommt es zu sogenannten Extrasystolen. Wenn die Zellen im Sinusknoten zu langsam oder gar nicht arbeiten oder wenn im Reizleitungssystem die Geschwindigkeit der Reizleitung zu niedrig ist oder sogar die Reizleitung komplett unterbrochen wird (Block) treten bradykarde (Herz zu langsam) Rhythmusstörungen auf.

Zur Diagnostik unterscheidet man:

  • Kurzzeit-EKG: Das Kurzzeit-EKG ist das übliche EKG, dass man auch aus der Humanpraxis kennt. Dazu haben wir ein konventionelles EKG und ein Computer‑EKG.
  • Langzeit-EKG (Holter-EKG): Nicht alle Rhythmusstörungen zeigen sich in einem Kurzzeit-EKG. Daher muss unter Umständen ein EKG über längere Zeit oder unter Belastung aufgezeichnet werden. Dazu haben wir ein speziell für die Tiermedizin entwickeltes Holter-EKG, das für ein 24 Stunden‑-EKG einsgesetzt werden kann und auch über eine Bluetooth‑Schnittstelle verfügt, die EKG‑Signale per Funk an den aufzeichnenden Computer senden kann.

Im EKG kann man verschiedene Wellen und Komplexe erkennen, die man mehreren Lokalisationen und Herzphasen zuordnen kann. Eine normale Reizbildung und Leitung sieht folgendermaßen aus (siehe Schema):

Erregung im Sinusknoten (liegt im rechten Vorhof) und Ausbreitung der Erregung über den gesamten Vorhof (P-Welle), leichte Verzögerung im AV-Knoten (PQ-Strecke),Ausbreitung über die Kammermuskulatur (QRS-Komplex) bis zur maximalen Erregung (ST-Strecke), dann kommt es zur Erregungsrückbildung (T-Welle).

EKG-Schema:

Die nächste Abbildung zeigt ein normales EKG mit respiratorischer Sinusarrhythmie: beim Hund gibt es in Ruhe eine physiologische Arrhythmie – beim Einatmen schlägt das Herz schneller, beim Ausatmen langsamer:

Rhytmusstörungen:
Man unterscheidet bradykarde (Herz schlägt zeitweise oder ständig zu langsam) von tachykarden (Herz schlägt zeitweise oder ständig zu schnell) Rhythmusstörungen und supraventrikuläre (Arrhythmie kommt aus dem Vorhofsbereich) von ventrikulären (Arrhythmie kommt aus dem Kammerbereich).

Nachfolgend sind einige EKG-Beispiele von Rhythmusstörungen aufgelistet:

 A. Bradykarde Rhythmusstörungen:

1. Ein zeitweiser Ausfall des Sinusknotens

2. AV-Block (Störung der Reizleitung im AV-Knoten):

Beim AV-Block unterscheidet man 3 Grade:

  • Grad 1: die Überleitung wird verzögert und dadurch die PQ-Strecke verlängert
  • Grad 2: ist kommt immer wieder zum kompletten Block. Dabei wird die Erregung nicht weiter geleitet und ab und zu nach fehlt ein QRS-Komplex nach einer P-Welle.
  • Grad 3: Der AV-Knoten blockiert komplett und die Erregung wird nicht weiter geleitet. Die Kammererregung kommt durch einen Ersatzrhythmus, der aber langsamer ist als der Sinusrhythmus. Im EKG sieht man P-Wellen und QRS-Komplexe, die unabhängig voneinander auftreten.

AV-Block 3. Grades beim Hund:

AV-Block 3. Grades bei einer Katze:

B. Tachykarde Rhythmusstörungen

1. Supraventrikuläre Arrhythmien (aus dem Vorhof kommend):
z.B. Vorhofflimmern (VHF). Dabei kommen sehr schnelle Erregungen aus dem Vorhof. Der AV-Knoten filtert diese Erregungen und lässt nur einen Teil davon in unregelmäßiger Abfolge durch, sonst käme es zum Kammerflimmern und damit zum Tod.

Vorhofflimmern:

Vorhofflimmern mit verbreitertem QRS-Komplex:

Vorhofflimmern mit Rechtsschenkelblock:

2. Ventrikuläre Arrhythmien (aus der Kammer kommend):
ventrikuläre Extrasystolen (VES). Dies sind Erregungen im Kammermuskel (unterhalb des AV-Knotens). Diese können einzeln oder auch mehrere hintereinander (Duplet, Triplet oder ventrikuläre Tachykardie) auftreten. Sie können aus einem Bereich kommen (unitop: Extrasystolen sehen immer gleich aus) oder aus verschiedenen Bereichen kommen (heterotop oder polytop: Extrasystolen sehen unterschiedlich aus).

Einzelne ventrikuläre Exrasystole bei einem Hund:

Viele Extrasystolen mit unterschiedlichem Aussehen (polytop oder heterotop) z.T. als ventrikuläre Tachykardie (mehr als 3 ventrikuläre Extrasystolen nacheinander):

Akzelerierter idioventrikulärer Rhythmus: ektoper Kammerrhythmus aus einem Fokus, der über die Kammereigenfrequenz von 30-40/min hinausgeht, aber langsamer ist als eine ventrikuläre Tachykardie:

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