Vorhofscheidewanddefekt (ASD)

Bei einem Vorhofscheidewanddefekt (Atrium Septum Defekt = ASD) handelt es sich um ein Loch in der membranartigen Vorhofscheidewand (atriales Septum) zwischen den beiden Vorhöfen (oder Vorkammern). ASDs kommen in unterschiedlichen Größen vor und können einzeln oder mehrfach vorhanden sein. Häufiger kommen ASDs als begleitende Missbildung z.B. bei einer Pulmonalstenose vor. Seltener auch als einzelner Defekt. Der linke Teil des Herzens ist für die Durchblutung des Körperkreislaufs zuständig und muss daher mehr Leistung als der rechte erbringen, der nur den Lungenkreislauf aufrecht erhält. Der Druck ist deshalb bei den Tieren, die außer dem ASD keine weitere Missbildung aufweisen, im linken Teil des Herzens auf Kammerebene ebenso wie auf Vorhofebene höher als rechts. Daher kommt es zum Blutfluss von links nach rechts. Ausnahmen liegen dann vor, wenn es zur pathologischen Erhöhung des Drucks im rechten Vorhof kommt. So etwas kann z.B. bei pulmonaler Hypertension (Hochdruck im Lungenkreislauf) oder bei Pulmonalstenose (Engstelle an der Lungenarterie) der Fall sein. Die Menge des fehlgeleiteten Blutes (Shuntfluß) ist abhängig von der Größe des ASDs. Die Belastung des Herzens steigt mit der Größe des Defekts. Die meisten ASDs sind klein und belasten das Herz nicht. Große Defekte führen zur Volumenbelastung des rechten Vorhofs und nachfolgend auch der rechten Hauptkammer. Daher muss das rechte Herz mehr Leistung erbringen, was zu einer Erweiterung (Dilatation) führen kann. Dies wiederum kann eine Trikuspidalinsuffizienz (undichte Klappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Hauptkammer) nach sich ziehen. Das durch den Shuntfluß erhöhte Blutvolumen wird durch die rechte Hauptkammer in die Lunge gepumpt. In sehr seltenen Fällen kann es durch diese vermehrte Durchblutung (Hyperperfusion) der Lunge zur Druckumkehr kommen, so dass das Blut dann von rechts nach links fließt (sogenannte Eisenmenger-Reaktion, siehe auch bei PDA).

Symptome
Je nach Größe des ASDs variieren die Symptome und der Zeitpunkt des Auftretens der Symptome stark. Die meisten Tiere haben nur einen kleinen Defekt und zeigen keine Symptome, andere können Anzeichen einer Rechtsherzinsuffizienz (z.B. Aszites = Bauchwassersucht) oder Atemprobleme (Dyspnoe) zeigen. Bei ASDs las begleitendem Defekte stehen häufig die Symptome der Grunderkrankungen im Vordergrund.

Diagnostik
Bei der klinischen Untersuchung sind die betroffenen Tiere häufig unauffällig. Manchmal ist ein leises systolisches Herzgeräusch (während der Pumpphase) zu hören. Dieses kommt nicht durch einen turbulenten Blutstrom im ASD sondern durch einen erhöhte Blutstrom durch die Lungenarterienklappe zustande. EKG und Röntgen sind eher unspezifisch.
Am besten erfolgt die Diagnose mittels Echokardiographie. Dabei können größere Defekte im B-Bild dargestellt werden, kleinere kann man oft mittels Dopplerultraschall darstellen.

Manche sind aber auch damit nicht darstellbar und man kann sie nur mittels Kontrastechokardiographie sichtbar machen. Sekundäre Veränderung sind je nach Größe des Defekts ebenfalls zu sehen wie z.B. ein vergrößertes rechtes Atrium und ein vergrößerter rechter Ventrikel.

Vorkommen
Der ASD ist im Gegensatz zum Menschen ein eher seltener Defekt. Er tritt häufiger bei Katzen als bei Hunden auf. Beim Hund gibt es eine Prädisposition bei Boxer, Dobermann und Samoyeden.

Therapie
Bei kleinen Defekten benötigen die Patienten i.d.R. keine Behandlung. Bei größeren ASDs mit entsprechenden Veränderungen erfolgt eine an die Situation angepasste Therapie. Der operative Verschluss des ASDs ist in der Tiermedizin derzeit noch keine Routine. Manche ASDs sind jedoch so gelegen, dass ein interventioneller Verschluss (Verschluss über einen Katheter) möglich ist.

Prognose
Die Prognose ist in den meisten Fällen sehr gut, da die meisten ASDs klein sind und daher keine Probleme bereiten. Die Prognose bei größeren ASDs ist abhängig von den auftretenden Folgeveränderungen.

Video: großer ASD bei einer Katze
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