Die degenerative AV-Klappenerkrankung (Endokardiose) ist die häufigste Herzerkerkrankung beim Hund. Die AV-Klappen sind die Klappen zwischen den Vorhöfen (Atrien) und den Hauptkammern (Ventrikel). Die Klappe auf der linken Seite ist zweizipflig und heißt Mitralis (nach der Mitra des Bischofs), die Klappe auf der rechten Seite ist dreizipflig und heißt Trikuspidalis. Die chronisch-degenerative AV-Klappenveränderungen führt zur Insuffizienz der Klappen (Mitralinsuffizienz / Trikuspidalinsuffizienz). Das heißt sie können ihre Funktion als Ventile zwischen Atrium und Ventrikel nicht mehr richtig erfüllen, wodurch je nach Stärke der Veränderung mehr oder weniger Blut beim Pumpen der Hauptkammern statt nach vorne in die Schlagader wieder zurück in den Vorhof fließt.
Bild: AV-Klappeninsuffizienz (Mitralinsuffizienz / Trikuspidalinsuffizienz)
Die Mitralinsuffienz ist die häufigste AV-Klappeninsuffizienz, in ca. 1/3 der Fälle sind beide Klappen insuffizient, in ca. 10% der Fälle nur die Trikuspidalklappe. Die Mitralinsuffizienz infolge einer AV-Klappendegeneration ist die wichtigste Ursache für ein stauungsbedingtes (kongestives) Herzversagen und einen kardial bedingten Tod beim Hund. Durch die degenerativen Veränderungen kommt es zu Verdickungen der AV-Klappen und auch an den Sehnenfädchen den sogenannten Chordae tendineae in beiden Ventrikeln. Dadurch verkürzen sich die Klappen und schließen nicht mehr richtig, die Chordae dehnen sich und können reisen, dadurch kommt es zum AV-Klappenvorfall (Prolabs) in das Atrium, wodurch sich die Insuffizienz weiter verschlimmert. Mit der Zeit vergrößern sich Atrium und Ventrikel, dadurch dehnt sich der Klappenring, wodurch sich die Insuffizienz weiter verschlechtert. In der Folge kommt es durch die Volumenbelastung und die Mehrarbeit zur Herzmuskelschwäche (Myokardinsuffizienz). Die Folge ist ein kongestives Herzversagen. Bei der Mitralinsuffizienz staut sich das Blut in den Lungenkreislauf. Die Folgen sind z.B.: Husten, Lungenödem, Atemnot. Bei der Trikuspidalinsuffizienz staut sich das Blut in den Körperkreislauf. Die Folge sind v.a. Körperhöhlenergüsse (Aszites, Thoraxerguss).
Mitralinsuffizienz
Symptome
Husten, Leistungsschwäche, kurze Ohnmachtsanfälle (Synkopen), erhöhte Atemfrequenz, Atemnot sind typische Symptome diese Erkrankung. Nicht selten gibt es aber auch Hunde, die schon eine fortgeschrittene Mitralinsuffizienz haben und für den Besitzer klinisch unauffällig sind.
Diagnostik
Die Auskultation (abhören) gibt den ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Mitralinsuffizienz. Beim Auftreten eines alveolären Lungenödems hört man auf der Lunge Knistern und/oder Rasseln.
Im Röntgen ist zuerst eine Vergrößerung des linken Atriums zu sehen, später auch des linken Ventrikels. Infolge der Vergrößerung kommt es zum anheben der Trachea und des linken Stammbronchus. Lungenvenenstau und später auch perihilär beginnende Lungenödeme sind ebenfalls auftretende Befunde.
Bild: Kardiomegalie (vergrößertes Herz) mit sehr großem linkem Atrium und perihilär beginnendem Lungenödem
Ein EKG sollte beim Auftreten von Arrhythmien angefertigt werden.
Im Herzultraschall (Echokardiographie) lässt sich der Klappenapparat darstellen. Die Mitralklappen sind häufig verdickt, an den Enden keulenartig aufgetrieben und zeigen oft einen Vorfall in das linke Atrium (Mitralprolabs).
Video: leichte Mitralinsuffizienz
Video: Mitralinsuffizienz am Übergang von leicht zu mittel
Video: hochgradige Mitralinsuffizienz
Im sogenannten Spektraldoppler kann die Rückstromgeschwindigkeit gemessen werden
Bild: Mitralrückstrom im Farbdoppler (oben) und im Spektraldoppler (unten)
Ein vergrößertes linkes Atrium ist meist das erste Anzeichen einer beginnenden Stauung. Später vergrößert sich der linke Ventrikel, oft es kommt zu einer verstärkten Bewegung des Septums. In fortgeschrittenen Stadien sieht man auch den systolisch fehlenden Schluss der Klappen.
Vorkommen
Grundsätzlich kann die Erkrankung alle Hunderassen betreffen. Kleine sogenannte chondrodystrophe Rassen sind häufiger betroffen. Chondrodystroph heißt wörtlich übersetzt: knorpelzerstörend. Diese Rassen haben häufiger auch Probleme mit den Bandscheiben (Bandscheibendegenerationen mit Bandscheibenvorfall) und der Trachea (weiche Knorpelspangen mit Trachealkollaps), so dass ein Problem im Bindegewebsstoffwechsel zu vermuten ist. Die Erkrankung tritt auch familiär gehäuft auf, so dass auch ein genetische Problem zu vermuten sind. Auch sind Rüden etwas häufiger betroffen als Hündinnen. Je älter die Tiere werden um so höher ist die Prävalenz. Eine Besonderheit stellt der Cavalier King Charles Spaniel (CKCS) dar: Tiere dieser Rasse sind häufig besonders früh betroffen (z.T. schon mit 2 Jahren). Beim CKCS ist eine genetische Prädispositon beschrieben.
Therapie
Die Therapie der Mitralinsuffizienz richtet sich nach den zu Symptomen und den erhobenen Befunden. Tiere mit einer Mitralinsuffizienz ohne Symptomen und Stauungsanzeichen sind nach dem derzeitigen Wissensstand nicht therapiepflichtig. Sobald Symptome und/oder Stauungen auftreten sollte mit einer Therapie begonnen werden. Je nach Stadium kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz: ACE-Hemmer, Diuretika, Pimobendan, Digitalispräparate, Antiarrhythmika, Blutdrucksenker etc…
Trikuspidalinsuffizienz
Symptome
Leistungsschwäche, erhöhte Atemfrequenz, Aszites. Symptome treten bei der Trikuspidalinsuffizienz meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf und sind daher sehr lange für den Besitzer klinisch unauffällig.
Diagnostik
Die Auskultation (abhören) gibt den ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Trikuspidalinsuffizienz. Beim Auftreten eines Aszites wird der Bauch dicker und birnenförmig (oben dünner unten breiter).
Im Röntgen sind sobald vorhanden Rechtsherzvergrößerung, Thoraxerguss und Aszites zu sehen.
Ein EKG sollte beim Auftreten von Arrhythmien angefertigt werden.
Um Ultraschall lässt sich der Klappenapparat darstellen. Die Klappen sind häufig verdickt und zeigen wie die Mitralklappe häufiger einen Prolabs. Mittels Dopplerultraschall lässt sich die undichte Klappe nachweisen.
Video: Trikuspidalinsuffizienz
Therapie
Die Therapie der Mitralinsuffizienz richtet sich nach den zu Symptomen und den erhobenen Befunden. Tiere mit einer Mitralinsuffizienz ohne Symptomen und Stauungsanzeichen sind nach dem derzeitigen Wissensstand nicht therapiepflichtig. Sobald Symptome und/oder Stauungen auftreten sollte mit einer Therapie begonnen werden. Je nach Stadium kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz: ACE-Hemmer, Diuretika, Pimobendan, Digitalispräparate, Antiarrhythmika, Medikamente zur Senkeung des Lungenwiderstandes etc..
Vorkommen
Entspricht in etwa der Mitralinsuffizienz.