Ventrikelseptumdefekt (VSD)

Kammerscheidewanddefekt (VSD) Bei einem Kammerscheidewanddefekt (Ventrikel Septum Defekt = VSD) Kammerscheidewanddefekt) handelt es sich um ein Loch in der Herzscheidewand (Septum) zwischen den beiden Hauptkammern. Es kann an unterschiedlichen Stellen im Septum auftreten. Beim Hund ist der Defekt meistens hochsitzend im membranösen Teil des Septums nahe der Aortenklappe.
Bild: hoher VSD

Die Größe des Defektes variiert und es können sogar mehrere Defekt vorkommen. Die linke Hauptkammer (Ventrikel) ist für die Durchblutung des Körperkreislaufs zuständig und muss daher mehr Leistung als der rechte Ventrikel erbringen. Der Druck im linken Ventrikel in der Pumpphase des Herzens beträgt ca. 120 mm Hg, im rechten Ventrikel dagegen nur 20 mm Hg. Daher fließt Blut das Blut nicht nur den regulären Weg in die Aorta sondern auch vom linken Ventrikel in den rechten (Links-Rechts-Shunt). Die Menge ist abhängig von der Größe des VSDs. Die Belastung des Herzens variiert mit der Größe des Defekts und mit der Lage des Defekts. Bei kleinen VSDs sind die Auswirkungen häufig minimal auf das Herz, bei größeren kommt es zu Volumenbelastungen, d.h. die entsprechende Kammer muss mit mehr Blut als normal arbeiten. Bei tiefen VSDs wird die rechte Kammer belastet und es kommt zur Erweiterung des rechten Ventrikels. Bei den häufigeren hochsitzenden VSDs fließt das Blut zwar von links nach rechts, aber da der Defekt so hoch sitzt, fließt das Blut nicht in die rechte Kammer sondern direkt über Pulmonalklappe, zusätzlich zu dem Blut welches der rechte Ventrikel fördert, in die Lungenarterie (A. Pulmonalis). Dadurch wird die Lunge stärker durchblutet und es fließt mehr Blut zum linken Herzen. Diese Volumenbelastung kann je nach Blutmenge zur Vergrößerung und Erweiterung des „linken“ Herzens und schließlich zu Stauungen bis zum Lungenödem führen. In sehr seltenen Fällen kann es auch durch die Hyperperfusion der Lunge zur Druckumkehr kommen, so dass das Blut dann von rechts nach links fließt (siehe auch bei PDA).

Symptome
Je nach Größe des Kammerscheidewandsdefekts und Stadium variieren die Symptome stark. Viele Tiere haben nur einen kleinen Defekt und zeigen keine Symptome, andere zeigen Husten, Leistungsschwäche, Atemnot, Synkopen (Ohnmachtsanfälle).

Diagnostik
Den ersten Hinweis auf diese Erkrankung liefert die Auskultation (das Abhören) des Herzens. Es handelt sich dabei um ein systolisches Geräusch (Geräusch in der Pumpphase des Herzens), welches rechts und links am Brustkorb zu hören ist, typischerweise rechts lauter als links. Allerdings ist es nicht immer so. Selbst kleine Ventrikelseptumdefekte können sehr laute Geräusche machen und große auch leisere Geräusche. Mittels Echokardiographie kann man größere Defekte gut im B-Bild nachweise, bei kleineren hilft der Dopplerultraschall sie zu finden. Wenn man sie im Doppler gefunden hat, kann man sie oft auch im B-Bild sehen, aber nicht immer. Selten liegen sie an nur schwer zugänglichen Stellen und sind, wenn sie klein sind, nur schwer darstellbar.

Video: großer VSD im rechtsparasternalen Qerschnitt (bei einer Kombinationsmissbildung mit erhöhtem Druck im rechten Ventrikel
Video: kleiner VSD im rechtsparasternalen Qerschnitt
Bild: größerer VSD im rechtsparasternalen Längssschnitt
Video: der gleiche VSD im rechtsparasternalen Längssschnitt
Bild: größerer VSD im links parasternalen Längssschnitt
Video: der gleiche VSD im linksparasternalen Längssschnitt. Anhand der Geschwindigkeit des Shunt-Blutstroms kann man den Druckgradient zwischen beiden Ventrikel berechnen. Bei erhaltenem Druckgradient spricht man von einem restriktiven VSD.

Die Echokardiographie zeigt uns auch die Folgeveränderungen wie Erweiterungen von linker Hauptkammer und Vorkammer und dadurch resultierende Mitralinsuffizienzen (undichte Klappen zwischen linkem Vorhof und linker Hauptkammer). Im Röntgen kann man häufig ein vergrößertes Herz sehen. Die Lungengefäße zeigen Anzeichen einer verstärkten Durchblutung (Hyperperfusion) der Lunge oder Stauungen. In schlimmeren Fällen kann sogar ein Lungenödem auftreten. Das EKG macht v.a. dann Sinn, wenn Hinweise auf eine Rhythmusstörung vorliegen.

Vorkommen
VSDs kommen bei vielen Rassen und Mischlingen (Hunde und Katzen) vor. Erhöhte Risiken haben u.a. englische Springer Spaniels, Wolfsspitz, englische Bulldoggen, Lakeland Terrier und West Highland white Terrier: Bei Katzen sind keine Rasse-Prädispositionen bekannt.

Therapie
Bei kleineren Defekten ist häufig keine Therapie nötig. Bei größeren VSDs wird entsprechend des Bedarfs konservativ mit Medikamenten therapiert. Ein interventioneller Verschluss mittels Kathetereingriff wird derzeit routinemäßig nicht durchgeführt und ist häufig kaum möglich, da bei einem Verschluss der meist vorkommenden hochliegenden Defekte die Gefahr besteht, dass die Funktion der Herzklappen beeinträchtigt wird.

Prognose
Die Prognose ist in den meisten Fällen sehr gut, da die meisten VSDs klein sind und daher keine Probleme bereiten. Die Prognose bei größeren VSD’s ist abhängig von den auftretenden Folgeveränderungen.

Bild: restriktiver VSD bei einer Katze
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