Die Aortenstenose ist eine Einengung im Bereich der Hauptschlagader (Aorta). Sie kommt in 3 Formen vor.
- Subaortenstenose: Diese ist die häufigste Form. Hier liegt die Verengung unterhalb der Klappe noch im linken Ventrikel (Hauptkammer) und wird auch subvalvuläre Aortenstenose genannt. Man unterscheidet fibröse Ringstenosen, muskuläre Stenosen und Kombinationen aus beidem. Wenn sie sich über eine längere Strecke ziehen, nennt man sie auch Tunnelstenosen.
- Valvuläre Aortenstenose: Hier liegt die Engstelle direkt an der Aortenklappe. Ursache können z.B. verklebte Klappen, verdickte Klappen oder eine bikuspide Klappe (d.h. 2 Klappen statt normalerweise 3 Klappen) sein.
- 3. Supravalvuläre Aortenstenose: Die Einengung der Aorta findet sich oberhalb der Aortenklappe. Die supravalvuläre Stenose ist die seltenste Form.
Bild: Schema Subaortenstenose
Durch die Einengung muss das Blut von der linken Hauptkammer mit einem höheren Druck durch die Engestelle gepumpt werden. Dies führt zu einer erhöhten Blutstromgeschwindigkeit und zu einer Turbulenz in der Aorta und damit zu einem Geräusch, das der Tierarzt beim Abhören (Auskultation) mit dem Phonendoskop hören kann. Je nach Stärke der Aortenstenose führt die Druckbelastung der linken Hauptkammer zu einer Verdickung ihrer Muskulatur (Hypertrophie). Bei vielen Patienten liegt zusätzlich noch eine unterschiedliche stark ausgeprägte Aorteninsuffizienz (undichte Aortenklappe) vor.
Symptome:
Diese variieren je nach Tier und Ausprägung der Stenose stark. Daher bleibt die Erkrankung häufig unbemerkt. Abhängig von Grad und Form der Stenose zeigen die Tiere Leistungsschwäche, Ohnmachtsanfälle (Synkopen), Atemnot (Dyspnoe), Linksherz-Stauungsinsuffizienz oder sogar plötzliche Todesfälle.
Diagnostik:
Tiere mit einer AS fallen schon in der klinischen Untersuchung beim Abhören des Herzens auf. Jedoch korreliert die Stärke des Herzgeräusches nicht mit dem Grad der AS. Deshalb sollten Welpen, die durch ein Herzgeräusch auffallen, zügig mittels Ultraschall untersucht werden.
Zur sicheren Diagnose und zur endgültigen Beurteilung des Grades der AS ist auf jeden Fall die Durchführung einer Ultraschalluntersuchung des Herzens notwendig.
Bei der Ultraschalluntersuchung können je nach Ausprägung schon im sogenannten B-Bild entsprechende Veränderungen gesehen werden. Durch eine Doppleruntersuchung werden dann in der Aorta eine Turbulenz und eine erhöhte Blutstromgeschwindigkeit festgestellt. Diese maximale Geschwindigkeit (Vmax) dient zur Gradeinteilung der Aortenstenose.
Man teilt in 3 Grade ein:
- geringradig: Blutgeschwindigkeit (Vmax) 2,0 – 3,5 m/s
- mittelgradig: Blutgeschwindigkeit (Vmax) 3,5 – (4,5) – 5,0 m/s
- hochgradig: Blutgeschwindigkeit (Vmax) > (4,5) – 5,0 m/s
Für Zuchtuntersuchungen gelten etwas andere Werte:
- Übergangsform: Blutgeschwindigkeit (Vmax) 2,0 – 2,25 (beim Boxer 2,4 m/s)
- Grad I (geringradig): Blutgeschwindigkeit (Vmax) 2,25 (2,4) – 3,5 m/s
- Grad II (mittelgradig): Blutgeschwindigkeit (Vmax) 3,5 – 4,5 m/s
- Grad III (hochgradig): Blutgeschwindigkeit (Vmax) > 4,5 m/s
Zur Zuchtuntersuchung sollten die Hunde mindestens 1 Jahr alt sein, um eine sichere Beurteilung treffen zu können. Auf jeden Fall sollten Hunde der Rassen, die eine Zuchtuntersuchung des Herzens aufgrund der Rassedisposition vorsehen, vor dem ersten Zuchteinsatz untersucht werden.
Bild: erhöhte Blutstromgeschwindigkeit in der Aorta bei subcostaler Anschallung
Video: rechtsparasternale Anschallung mit Einengung unterhalb der Aortenklappe, poststenotische Dilatation, Turbulenz in der Aorta und Aorteninsuffizienz
Weiterführende Untersuchungen sollten abhängig von Befund und Symptomatik, angefertigt werden. Hier kommen Röntgen, EKG, Langzeit-EKG (Holter-EKG), Blutdruckmessung, Blutuntersuchungen oder Herzkatheter-Untersuchungen zum Einsatz. nach oben springen
Vorkommen
Die Aortenstenose kommt bei vielen Rassen vor. Bei einigen ist eine Vererbung nachgewiesen. Bei folgenden Rassen tritt die Aortenstenose häufiger auf: Boxer, Golden Retriever, DSH, Neufundländer und Rottweiler.
Bei der Katze gibt es keine nachgewiesene Rasseprädisposition.
Therapie
Eine ätiologische Therapie, das heißt eine dauerhafte Beseitigung oder Verringerung der Aortenstenose ist nur selten möglich. Dies liegt darin begründet, dass beim Hund fast ausschließlich die Subaortenstenose vorkommt und diese sich selten für eine Weitung mittels Ballonkatheter eignet. Hier käme nur eine Operation mit Herz-Lungen-Maschine in Frage, dabei ist aber die Prognose beim Hund sehr schlecht. Betablocker können je nach Stadium einen positiven Effekt haben. Weitere Medikamente werden je nach Bedarf bei Stauungserscheinungen oder Rhythmusstörungen eingesetzt.
Prognose
Die Prognose hängt v.a. vom Grad der Erkrankung und den auftretenden Sekundärveränderungen (Hypertrophie, Rhythmusstörungen) ab. Bei milder bis mittelgradiger Stenose haben die Tiere häufig eine unverminderte Lebenserwartung. Ein Großteil der Tiere mit hochgradigen Stenosen versterben früh an einem plötzlichen Herztod. Ein frühzeitiger Einsatz von Medikamenten kann das Risiko reduzieren. Es gibt aber auch Tiere mit hochgradigen Stenosen die lange Überlebenszeiten haben.