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Persistierender Ductus arteriosus Botalli (PDA)

Der Ductus Arteriosus Botalli ist ein Gefäß, das alle Säugetiere vor der Geburt besitzen. Er schafft eine Verbindung zwischen der Aorta und dem Truncus pulmonalis und ist somit einer von zwei Kurzschlüssen, die im Fötus einen Großteil des Blutes an der Lunge vorbei leiten, da diese vor der Geburt noch keine Atemfunktion hat. Der Ductus Arteriosus Botalli verschließt sich beim gesunden Tier spätestens 48 Stunden nach der Geburt. Beim erkrankten Tier bleibt das Gefäß weiter offen und bildet einen Kurzschluss zwischen großem (Körper-) und kleinem (Lungen-) Kreislauf. Vor der Geburt ist der Druck im Lungenkreislauf höher, daher fließt das Blut von rechts (Lungenkreislauf) nach links (Körperkreislauf). Nach der Geburt kommt es beim ersten Atemzug zur Entfaltung der Lunge und dadurch zu einem starken Druckabfall im Lungenkreislauf. Bis zum Verschluss des Ductus Arteriosus fließt das Blut dann von links nach rechts. Kommt es nicht zum physiologischen Verschluss des Ductus nach der Geburt, spricht man vom Persistierenden Ductus Botalli (PDA). Die betroffenen Tiere können zwei verschiedene Änderungen im Blutfluss durch das Gefäß zeigen, die sich in Diagnose, klinischen Auswirkungen und Therapie stark unterscheiden.
 1. Links-Rechts-Shunt:

Durch den PDA kommt es zu einem zusätzlichen Blutfluss von der Aorta über den Truncus Pulmonalis durch die Lunge (Hyperperfusion) in den linken Teil des Herzens und führt dort zur Volumenbelastung. Je nach Größe des Ductus vergrößert und erweitert sich das „linke Herz“ infolgedessen. Schließlich kann es zu Stauungen in die Lunge kommen, die bis zum Lungenödem führen können.

Symptome
Je nach Größe des Ductus Arteriosus und Stadium der Erkrankung variieren die Symptome stark. Manche Tiere zeigen keine Symptome, andere zeigen Husten, Leistungsschwäche, Atemnot, Synkopen (Ohnmachtsanfälle) etc..

 Diagnostik
Den ersten Hinweis auf diese Erkrankung liefert die Auskultation (das Abhören) des Herzens. Dabei kann ein typisches systolisch-diastolisches Maschinengeräusch auf Höhe der Aorta gehört werden.
Bei der Echokardiographie ist eine typische Blutströmung in der Lungenarterie (A. Pulmonalis) nachzuweisen und oft kann das unverschlossene Gefäß direkt dargestellt werden. Es gibt verschiedene Varianten eines PDAs, i.d.R. befindet sich auf der pulmonalen Seite eine Engstelle.

Bilder: Darstellung eines PDAs mit Engstelle auf der pulmonalen Seite
Video: typische systolische-diastolische Turbulenz in der A. pulmonalis
Bild: typischer Blutstrom in A. pulmonalis mit maximalem Rückstrom auf Pulmonalklappe zur Zeit der T-Welle

Folgeveränderungen wie eine Erweiterung der linken Hauptkammer und/oder der linken Vorkammer, Mitralinsuffizienz (undichte Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Hauptkammer) sind ebenfalls darstellbar.
Im Röntgen sind häufig ein vergrößerter Herzschatten und z.T. eine Erweiterung von Aorta, A. Pulmonalis und linkem Vorhof sehen. Die Lungengefäße zeigen Anzeichen einer Hyperperfusion der Lunge oder sogar einen Lungenstau. In schlimmeren Fällen kann sogar ein Lungenödem auftreten.
Das EKG macht v.a. dann Sinn, wenn Hinweise auf eine Rhythmusstörung vorliegen. In schweren Fällen tritt häufiger ein sogenanntes Vorhofflimmern auf.

Therapie
Nach Diagnose der Erkrankung kann der Ductus heutzutage ohne OP durch einen Kathetereingriff verschlossen werden. Dabei werden in den Ductus Arteriosus Drahtspiralen (sogenanntes Coils) oder ein spezielles Drahtgeflecht (Amplatzer Duct Occluder®) implantiert.

Prognose
Je früher die Erkrankung erkannt wird und je geringer die dadurch verursachten Veränderungen am Herzen sind, umso besser ist die Prognose. Oft hat ein behandeltes Tier nach dem Eingriff eine normale Herzfunktion und eine normale Lebenserwartung. Sind schon Stauungserscheinungen vorhanden, müssen die Tiere vor einem solchen Eingriff mit Medikamenten stabilisiert werden.

Vorkommen
Beim Hund sind folgende Rassen häufig betroffen: Mini- und Zwergpudel, Deutscher Schäferhund, Polski Owczarek Nizinny (PON), Malteser, Collie, Zwergspitz, Cocker Spaniel, Bichon Frise, Sheltie, Bobtail, Malteser, Yorkshire Terrier, Rottweiler, Wolfsspitz u.a.. Insgesamt kommt er bei weiblichen Tieren häufiger vor als bei männlichen.
Bei der Katze kommt der PDA selten vor.

In seltenen Fällen kommt es bei Vorliegen eines PDA nicht zur Druckumkehr mit Druckabfall im Lungenkreislauf. Auch nach anfänglicher Druckumkehr kann es später durch die Hyperperfusion der Lunge zur sogenannten Eisenmenger-Reaktion mit einem Hochdruck im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertension) kommen. Die Folge ist ein Rechts-Links-Shunt, d.h. sauerstoffarmes Blut aus der rechten Hauptkammer fließt über den Truncus pulmonalis, den Ductus und die Aorta nach links in den Körperkreislauf und führt zu einer verminderten Sauerstoffsättigung im Blut. Dies betrifft aber nur die hintere Körperhälfte, da die Kopfgefäße vor dem Zufluss des Ductus arteriosus von der Aorta abgehen.

Symptome
Die ersten auffälligen Symptome sind häufig Belastungsschwächen mit Dyspnoe (Atemnot) oder sogar Ohnmachtsanfälle (Synkopen).

Diagnostik
Bei diesen Patienten ist in der Regel kein Herzgeräusch hörbar!
Die sogenannte Polyzythämie (erhöhte Zahl roter Blutkörperchen) ist eine typische Veränderung im Blutbild, da in der Niere durch den Sauerstoffmangel vermehrt Erythropoetin (EPO) gebildet wird, das die Bildung von roten Blutkörperchen anregt. Das Blut wird dadurch dickflüssiger und die Durchblutung wird gestört.
Im Herzultraschall fällt ein vergrößertes rechtes Herz auf, die Muskulatur ist verdickt, weil sie permanent gegen den erhöhten Druck im Lungenkreislauf anpumpen muss. Das linke Herz ist häufig schmaler. Ein direkter Nachweis des unverschlossenen Gefäßes ist nicht möglich. Es kann nur indirekt über eine Ultraschallkontrastdarstellung nachgewiesen werden, bei der nach Injektion eines nicht lungengängigen Kontrastmittels (i.d.R. aufgeschüttelte Luft in Infusionslösungen) das Kontrastmittel in der Bauchaorta nachgewiesen werden kann, ohne dass ein intrakardialer Shunt nachweisbar ist.

 

Bild: PDA mit Rechts-Links-Shunt

Therapie
Die Therapie ist nur sehr eingeschränkt möglich, da die pulmonale Hypertension (Lungenhochdruck) nicht mehr beeinflussbar ist. Ein Verschluss des Ductus würde durch den massiven Druckanstieg im Lungenkreislauf zum sofortigen Tod des Patienten führen.
Die einzige Therapiemöglichkeit besteht in der Verringerung der roten Blutkörperchen mittels Aderlass oder über Medikamente.

Prognose
Die Prognose des PDA mit Recht-Links-Shunt ist schlecht.

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